Trauerredner werden erfordert nicht nur einwandfreie Kommunikationsfertigkeiten, ein volles Stimmvolumen und ein gewisses Maß an Souveränität, sondern auch eine große Portion Mut. Der Beruf, der heutzutage zugegebenermaßen ein wenig ausgefallen wirkt, bringt selbst die begnadetsten Redetalente früher oder später nämlich mitunter an ihre persönlichen Grenzen. Und dennoch gibt es keine treffendere Berufswahl für Menschen mit Sensibilität und einem Feingespür für andere Personen in besonderen Lebenslagen, die gerade einen großen Verlust erlitten haben.


Kreatives Lampenfieber

Wer bereits Erfahrungen hinsichtlich Referaten, Präsentationen und mehr mit sich bringt, ist nach einigen ersten Anläufen vermutlich lampenfieberfest. Und trotzdem darf ein kleines bisschen Nervosität im Zuge einer Trauerveranstaltung keineswegs fehlen. Was man gerne macht, macht man zwar gut, aber mit ein bisschen Nervenkitzel gelegentlich sogar noch besser. Keine Trauerfeier gleicht der anderen, ebenso wenig wie die eine verstorbene Person und Trauergesellschaft mit einer anderen gleichzusetzen wäre. Mindestens genauso individuell darf folglich auch die gewählte Trauerrede gestaltet werden. Der Fantasie und den Worten an dieser Stelle freien Lauf zu gewähren und das Endergebnis souverän, aber ehrfürchtig vor der versammelten Menge zu präsentieren ist letzten Endes stets ein kleines Meisterwerk.

Stimmungskiller No 1

Mann hält Trauerrede vor PublikumWenn es in netter Gesellschaft um die Frage geht, wer in welcher beruflichen Tätigkeit seinen oder ihren persönlichen Sinn, mitunter sogar eine echte Leidenschaft entdeckt hat, kommt der Beruf der Trauerrednerin oder des Trauerredners für gewöhnlich nicht so gut an wie andere berufliche Positionen, die sowohl mehr Gesprächsstoff, als auch positivere Assoziationen mit sich bringen. Doch genau so wichtig, wie es im Zuge der Trauerveranstaltung ist, sich von der Schwere und den Menschen vor Ort abzugrenzen, lässt sich das Thema Abgrenzung auch beim gemütlichen Abendessen mit Freunden oder mit der Familie erfolgreich einsetzen. Es mag vielleicht Jobs geben, die generell für mehr Begeisterung und Wertschätzung sorgen , aber die echte Kunst ist es doch, eine Trauergemeinschaft in ihrem Schmerz exakt da abzuholen wo sie sich befindet, und sie schließlich sanft und gezielt mit den passenden Worten an einen Ort zu platzieren, an dem sie sich aufgehoben und getröstet fühlen. Auf sozialer Ebene macht einem in dieser beruflichen Position so schnell keiner etwas vor!

Individueller Auftritt

Wer sowohl rhetorisch als auch geistig wendig gilt, individuell und originell aufzutreten und sprechen vermag und das gewisse Etwas mitbringt, um in die Trauerredner:innen Branche einzusteigen, wird von der Tätigkeit letzten Endes nicht nur positiv überrascht sein, sondern in regelmäßigen Abständen von allen Seiten mit Dankbarkeit und Liebe überhäuft werden. Es tut gut, Menschen in schwierigen Zeiten eine aktive Stütze sein und ihnen auf ihrem Weg zur Vergebung und Akzeptanz behilflich sein zu dürfen. Als Trauerredner(in) gilt es, dieses wertvolle zwischenmenschliche Geschenk anzunehmen und zu genießen – um mit vermehrter Kraft zurückzugeben. Im ewigen Kreislauf des Lebens.

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